Siegen um jeden Preis
Armstrong war besessen vom Siegen. Deswegen griff er auch zu unerlaubten Methoden, um seinem Körper einen Vorteil zu verschaffen. Seine Vorsichtsmaßnahmen, so die USADA wurden immer besser, da auch die Dopingfahnder immer hartnäckiger wurden. Am Anfang seiner Karriere habe es bereits gereicht, den Kontrolleuren einfach nicht die Wohnungstür zu öffnen, wenn diese zu einer unangekündigten Kontrolle vorbeischauten. Später schmierte sein Team US Postal einige Fahnder, um im Voraus zu erfahren, wann Kontrollen anstanden. Doch die Kontrollen wurden von Jahr zu Jahr intensiver. Wenn es Armstrong aufgrund von kürzlich getätigter Dopingeinnahme mal nicht gepasst hat, soll er sich laut USADA Bericht auch mal bei Teamkollegen versteckt haben. Er soll dafür gesorgt haben, dass sein ganzes Team in dem Dopingsystem mit einbezogen wurde. Denn alleine gewinnt kein Fahrer eine Tour de France.
Seine Helfer
Armstrong hatte „eine kleine Armee von Helfern“, die ihm dabei half, unbemerkt und professionell zu Dopen. Dazu gehörten seine Teamkollegen, das Team US Postal selbst, Ärzte und Dealer. Vor allem die Mediziner waren wichtig. Sie errechneten die für eine Dopingkontrolle günstigen Zeitfenster, damit Armstrong nicht überführt wurde. Einmal wurde er positiv auf Kortison getestet. Sein Team-Arzt verschaffte Armstrong ein Alibi, indem er ihm ein gefälschtes, nachträglich Rezept anfertigte. Doch Armstrongs wichtigster Helfer war der italienische Arzt Michele Ferrari, auch bekannt als „Dottore Epo“. Er soll Armstrong während seiner ganzen Karriere mit Epo und anderen Dopingmitteln versorgt haben. Insgesamt soll Armstrong Dr. Ferrari knapp eine Millionen US Dollar zwischen 1996 und 2006 überwiesen haben. Sogar seine damalige Ehefrau habe beim Doping mitgeholfen. So soll sie laut Bericht Kortisonpillen in Alufolie eingepackt und unter den Fahrern des US Postal Teams verteilt haben.
Einschüchterung und Schmiergeld
In der Radsportszene herrscht der Mantel des Schweigens. Man verliert kein Wort über Doping. Das macht es Sündern umso einfacher unentdeckt zu dopen. Die Regel ist einfach: Wer erwischt wird, schweigt. Vergleichbar mit der Omerta, der Ehrenkodex der Mafia, der besagt, dass man gegenüber Außenstehenden kein Wort über die Mafia verliert. Wer trotzdem redet, wird aus der Familie ausgeschlossen. Armstrong soll im Zuge der Ermittlungen versucht haben, seine ehemaligen Teamkollegen einzuschüchtern, damit sie nicht gegen ihn aussagen. So soll er Hamilton in einem Restaurant gedroht haben, er mache ihm das Leben zur Hölle, wenn dieser weiterhin gegen Armstrong aussagt. Der Frau eines anderen ehemaligen Teamkollegen soll er eine Droh-SMS geschrieben haben. Doch auch der Radweltverband UCI kommt bei dem Bericht der USADA nicht sauber weg. Armstrong soll bereits 2001 positiv auf Epo getestet worden sein. Aber durch ein Schweigegeld in Höhe von 100.000 Dollar sollen die positiven Proben verschwunden sein. Das Schweigegeld wurde als Spende an die UCI getarnt, damit niemand verdacht schöpft. Wie tief der ganze Radsport inklusive Funktionäre und Verbände in dem Dopingsumpf stecken, weiß keiner genau einzuschätzen. Fakt ist, dass der Profiradsport nach dem Fall seiner größten Legende wohl am Ende ist.
Titelbild: Photo Works / Shutterstock.com
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